Freitag, 1. März 2013

Hersteller kritisieren Microsoft - ein Ablenkungsmanöver?

Im Zuge des MWC in Barcelona haben kürzlich einige (nicht namentlich genannte) Handy-Hersteller Microsoft kritisiert und gemeint, MS wäre mit der Werbung für Windows Phone zu wenig aktiv. Außerdem beklagen sie einen "Liebesentzug", den sie angeblich spüren, MS würde sich zu wenig um sie und ihre Anliegen kümmern.

Was steckt tatsächlich hinter dieser Kritik? Ich behaupte, sie ist nur ein Manöver, um von den eigenen Schwächen, der eigenen Innovationslosigkeit, abzulenken:

Hersteller scheinen schon lange eine starke innere Ablehnung zu verspüren, selbst innovativ zu werden. Daran leidet auch der PC- und Notebook-Markt und das setzt sich im mobilen Bereich nahtlos fort. Sie scheuen die Kosten und wollen/dürfen keine Risiken für den Shareholder Value eingehen, so klein sie auch sein mögen.

Diese Innovationsfeindlichkeit ist vor allem der Firmenstruktur geschuldet, in der Manager die meiste Energie auf die Verteidigung ihres Sessels konzentrieren und den Rest darauf, die Risiken möglichst gering zu halten und Änderungen zu vermeiden. Sie sind alleine ihren Aktionären verpflichtet - alles andere würde sie auch rechtlich in Teufels Küche bringen.


Die "Innovation", die sich die großen Hersteller gönnen, beschränkt sich auf billigere Verkaufspreise oder auf ein Aufblähen der technischen Daten, indem sie einfach die jeweils zum akzeptablen Preis verfügbaren, neuen Komponenten verbauen. Neue Prozessoren, neue Grafikchips, neue Auflösungen, neue Arbeitsspeicher, neue Massenspeicher, was die Produktionsbänder eben gerade ausspucken. "Evolution statt Revolution" lautet das Mantra.

Ob man Apple mag oder nicht - sie sind als einzige aus diesem Trott ausgebrochen und haben dadurch gleich mehrere Branchen auf neue Schienen gesetzt. Zum einen lag das natürlich an Jobs' Innovationskraft und Perfektionismus, ermöglicht wurde es aber durch die Firmenstruktur, die es Jobs erlaubte, seine Energie nicht in permanenter Selbstverteidigung zu verschwenden.

Nicht zufällig wurde Samsung erst erfolgreich, als sie Apple recht schamlos zu kopieren begannen. Nicht nur beim Produktdesign, was auch andere versuch(t)en, sondern vor allem beim Marketing.

Mit Nokia hat MS nun einen Partner, der plötzlich auch mit dieser ungeliebten Innovation die Latte für die Konkurrenz höher legt. Das uninspirierte Spiel mit den technischen Daten, funktioniert innerhalb der engen Vorgaben von MS nicht wirklich und so haben Samsung, HTC und andere keine Ahnung, wie sie gegen Nokia ankommen könnten.

Seit dem MWC besitzt Nokia sogar die Frechheit, nicht nur im teuren Segment Besonderes zu bieten, sondern macht sich in allen Preisbereichen mit leistungsstarken Geräten breit. Das lässt faden 08/15-Produzenten einfach keinen Raum und die bleiben daher lieber bei Android, wo simpler Einsatz neuerer Chips schon als "Innovation" durchgeht und die Kopie Apple'scher Gehäuseformen bejubelt wird.

Ein kleiner, teuer erkaufter Anteil am Windows Phone-Markt ist weniger lukrativ, als ein kleiner, billig erstandener Anteil am Android-Markt.

Ich glaube, dass MS mit Nokia ganz gut fährt und diese Partnerschaft weiter vertiefen sollte. Die aktuellen Zahlen von Kantar Worldpanel sprechen eine deutliche Sprache.

Andere dürfen, wenn sie unbedingt wollen - aber ohne eigene Ideen, braucht sie genaugenommen keiner.

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